Foto: Markus Brügge

MENSCHEN AUS DER PRAXIS:
„Ich will Unfällen vorbeugen“

 

 

Ob Schulleitung, Hausmeister, Lehrerkollegium oder Schülerinnen und Schüler: Als schulischer Sicherheitsbeauftragter habe ich grundsätzlich mit allen zu tun. Wenn es um die Organisation und Durchführung des Probehausalarms geht, sind alle im Boot. Fangen neue Kolleginnen und Kollegen bei uns an, gebe ich eine Fortbildung mit dem Titel „Sicherheit am Corvey“. Gibt es eine abgesackte Gehwegplatte auf dem Schulhof, über die man stolpern kann, lande ich im Hausmeisterbüro. Mich motiviert es, Unfälle im Vorfeld für die komplette Schulgemeinschaft und deren Gäste zu vermeiden und mögliche Gefahrenstellen aufzudecken. Eine besondere Herausforderung ist, dass ich nicht weisungsbefugt bin, sondern nur hinweisen darf. Das ist teilweise hinderlich, auf der anderen Seite trägt die Schulleitung die Gesamtverantwortung, wenn etwas passiert – das ist befreiend. Die Aufgabe als Sicherheitsbeauftragter ist sehr verantwortungsvoll und muss ernst genommen werden. Andernfalls kann es wortwörtlich ins Auge gehen. Manchmal wird man in dieser Funktion auch als störend wahrgenommen. Zum Glück überwiegt aber die Anerkennung.

 

Nachgefragt!

 

Sven Sobisch (51), Studienrat mit den Fächern Geographie, PGW (Politik, Gesellschaft, Wirtschaft) und Theater, ist seit neun Jahren Sicherheitsbeauftragter am Gymnasium Corveystraße in Hamburg – und außerdem Leiter des Schulsanitätsdienstes sowie Mitglied des Kriseninterventionsteams.

 

Herr Sobisch, seit wann sind Sie Sicherheitsbeauftragter am Gymnasium Corveystraße in Hamburg?

 

Seit ungefähr neun Jahren. Damals hat mich ein Physiklehrer, der kurz vor der Pension stand und den Job als Sicherheitsbeauftragter innehatte, der Schulleitung vorgeschlagen. Da ich zu der Zeit auch aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Eimsbüttel war, lag die Übernahme der Aufgabe nahe.

 

Was motiviert Sie, für mehr Prävention und eine gute gesunde Schule zu sorgen?

 

Mich motiviert es, Unfälle und eventuelle Verletzungen im Vorfeld für die komplette Schulgemeinschaft und deren Gäste zu vermeiden und mögliche Gefahrenstellen aufzudecken. Neben circa 1.050 Schülerinnen und Schülern und etwa 100 Kolleginnen und Kollegen haben wir die Haustechnik, die Mensa, die Nachmittagsbetreuung, diverse Gewerke, Paketzusteller, Theatergäste und auch externe Sportvereine in der Schule und auf dem verhältnismäßig großen Außengelände.

Was macht diese Aufgabe so reizvoll?

 

Schwierige Frage. Es war ja ursprünglich nicht meine Idee, ich bin da so reingerutscht und habe zu schnell „ja“ gesagt. Es ist eine sehr vertrauensvolle Aufgabe, die man sehr ernst nehmen sollte, andernfalls kann es wortwörtlich ins Auge gehen. Mich persönlich erfreut es, so sicher wie möglich an meinem Arbeitsplatz zu arbeiten. Ich finde es gut, meinen Teil dazu beizutragen, anstatt immer darauf zu hoffen, dass das andere übernehmen.

 

Mit welchen schulischen Akteuren haben Sie als Sicherheitsbeauftragter zu tun?

 

Grundsätzlich mit allen, je nach Situation. Wenn es um die Organisation und Durchführung des Probehausalarms geht, sind alle im Boot. Geht es darum, dass neue Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium Corveystraße ihre Arbeit aufnehmen, gebe ich ihnen eine Fortbildung mit dem Titel „Sicherheit am Corvey“, informiere über die Gegebenheiten und mache im Anschluss eine Begehung. Gibt es eine abgesackte Gehwegplatte auf dem Schulhof, über die man „gut“ stolpern kann, lande ich im Hausmeisterbüro. Fragen die Kolleginnen und Kollegen nach, ob sie unverbesserliche „Zuspätkommer“ aussperren dürfe, recherchiere ich für sie die Antwort. Hat zum Beispiel auch einmal die Behörde nicht alles bedacht, laufe ich bei der Schulleitung auf.

 

Wie läuft die Zusammenarbeit ab?

 

Wenn jemand eine Sicherheitsfrage hat, kommt er auf mich zu, manchmal ist meine Funktion aber nicht ganz klar und es kommt zu Fragen wie: „Haben Sie als Security schon die Fahrraddiebe geschnappt?“ Habe ich natürlich nicht – und habe ich auch nicht vor!

 

Wo lauern Schwierigkeiten?

 

Schwierigkeiten gibt es, wenn die Zuständigkeiten eines Problems nicht ganz klar sind und sich die Behebung dadurch extrem in die Länge zieht. Oder wenn es für mich sehr unbefriedigend ist und ich es gerne zeitnah abhaken würde, um mich weiteren Problemen zu widmen. Manchmal wird man in der Funktion des Sicherheitsbeauftragten als störend und unnötig wahrgenommen. Das muss man dann irgendwie aushalten, auch wenn man es überhaupt nicht nachvollziehen kann. Zum Glück überwiegt aber die Anerkennung und Dankbarkeit.

 

Was sind besondere Herausforderungen?

 

Eine besondere Herausforderung ist, dass man nicht weisungsbefugt ist, sondern nur hinweisen darf. Das ist Fluch und Segen zugleich. Teilweise ist es hinderlich, da man ansonsten manche mögliche Gefahrenquellen schneller abstellen könnte. Auf der anderen Seite trägt die Schulleitung die Gesamtverantwortung, wenn etwas passiert – das ist sehr befreiend.

 

Was war bisher ihr größter Erfolg als schulischer Sicherheitsbeauftragter?

 

Mein größter Erfolg war und ist, dass ich den Job bisher nicht an den Nagel gehängt habe, obwohl die eine oder andere Situation es sehr provoziert hat. Meine besten Momente sind die, wenn ich Unterstützung, Anerkennung und Zuspruch von innen und außen erhalte, von Menschen, die einen Sinn in dieser Aufgabe sehen – so wie Sie jetzt auch, da Sie im DGUV pluspunkt darüber berichten!

 

Welches Ziel, welche Vision wollen Sie noch umsetzen?

 

Wenn die Motivation und der Antrieb bleiben, gibt es neben den beschriebenen Aufgaben die Vision unseres Standortes: In den nächsten 15 Jahren sollen viele Gebäude durch Neubauten ersetzt werden. Das bedarf auch einer großen Anzahl an sicherheitsrelevanten Fragen und Hinweisen, um den anhaltenden Schulbetrieb möglichst sicher zu gestalten.

 

 

Protokoll: Stefan Layh, Redakteur (Universum Verlag).

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