Foto: Dominik Buschardt

Frischluft und Schwarzlicht

  • Hygienebeauftragte lüftet jeden Morgen alle Unterrichtsräume
  • Täglich frisch gewaschene Masken für alle Schülerinnen und Schüler
  • Schichtbetrieb beim Mittagessen in der Schulmensa

 

Täglich Lüftungs-Service, frisch gewaschene Stoffmasken und Mensa-Schichtbetrieb: Das Hygieneteam einer Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige setzt viele Maßnahmen zum Infektionsschutz um. Ein Besuch im rheinland-pfälzischen Neuwied.

 

Der Kampf gegen Corona beginnt um 6 Uhr morgens. Dann bricht Claudia Ackermann zum Rundgang auf. Ihre Aufgabe: die Räume und Flure aller vier Schulgebäude durchlüften. Dabei desinfiziert die Hygienebeauftragte auch Lichtschalter, Handläufe und Türgriffe. Anderthalb Stunden dauert die Anti-Virus-Tour. „Ich mache es gerne“, sagt die 53-Jährige.

 

Die tägliche Morgenroutine entlastet Lehrkräfte. Sie ist eine von vielen Maßnahmen, die das Hygieneteam der Landesschule realisiert. Jetzt kommt der Schule zugute, dass es schon längere Zeit „kompetente und aktive Hygienebeauftragte“ gab, wie Schulleiterin Ute Jung berichtet.

 

Seit dem Ausbruch der Pandemie haben sich Hygienebeauftragte und Schulleitung zum Hygieneteam zusammengeschlossen. Dazu zählen Hauswirtschafterin Claudia Ackermann, Haustechniker Ralf Rösner, eine pädagogische Fachkraft, eine Mitarbeiterin der integrierten Kita und die Schulleiterin. Sie alle setzen aktuelle behördliche Pandemie-Vorgaben um. Und überlegen immer wieder: Was können wir noch tun, damit alle gesund bleiben?

 

Als überregionales Förder- und Beratungszentrum mit Kita und Internat unterscheidet sich die Schule von Regelschulen: Hier werden auch Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbeeinträchtigungen und Pflegebedarf unterrichtet. Es sind Konzepte gefragt, die zum Schulprofil passen. „Eine Gratwanderung zwischen normalem Schulbetrieb und dem Infektionsschutz“, sagt Ute Jung.

 

Was heißt das konkret? Beispielsweise organisierte das Hygieneteam täglich frisch gewaschene Mund-Nasen-Schutze. Möglich wurde das, weil die Schule auf die internatseigene Wäscherei zugreifen konnte. Jeden Morgen stehen 200 gewaschene und einzeln eingetütete Stoffmasken im Lehrerzimmer bereit. Die benutzen Masken werden mittags in Beuteln gesammelt und anschließend in der Wäscherei gereinigt. Dann beginnt der Kreislauf von neuem.

 

Apropos Masken: Dazu existiert in der Landesschule eine besondere Regelung. „Schwerhörige und gehörlose Kinder benötigen für das Verständnis Mimik, Gestik und das Mundbild des Sprechenden“, erklärt die Schulleiterin.

 

Damit die Kommunikation nicht leidet, werden die Masken an der Schule nur in Stillarbeitsphasen und Pausen getragen, ansonsten werden Visiere benutzt. Zur Frage, welches Produkt geeignet ist, recherchierte das Hygieneteam. Dieses Prozedere wurde mit allen übergeordneten Behörden aufwendig abgestimmt.

„Das Optimum, was wir gerade leisten können“

 

Auch die Eltern bringen eigene Ideen für den Schulalltag ein. Um Kinder im Unterricht vor zu kühlen Temperaturen zu schützen, sollten Decken gespendet und zu Ponchos umfunktioniert werden. Das Hygieneteam diskutierte den Vorschlag. „Wir haben uns schlussendlich dagegen entschieden, weil die Decken bald mit Viren kontaminiert sein könnten, wenn jemand hineinhustet“, erklärt Jung. Denn in der Wäscherei gibt es keine Kapazitäten, um die Decken regelmäßig zu waschen.

 

Ein weiterer Punkt in Sachen Infektionsschutz ist das ‚pandemiegerechte‘ Mittagessen. Hausmeister Rösner markierte auf dem Boden, wo man sich bei der Essensausgabe anstellen soll. Die Kinder mit Sitzabstand in drei Schichten, jeder hat einen festen Sitzplatz. Nach jeder “Schicht“ werden Tische desinfiziert. Und wer zur Toilette geht, signalisiert mit einem roten und grünen Button an der Tür: Die Toilette ist belegt oder frei – so werden Begegnungen in den Sanitärräumen vermieden.

 

Und Hygiene kann spannend sein. Per Schwarzlichtlampe prüft Hauwirtschafterin Ackermann im Rahmen von Schulungen, ob Daumen, Handgelenke und Fingerspitzen der Schülerinnen und Schüler ausreichend mit Desinfektionsmittel eingerieben wurden: „Das macht den Kindern meist viel Spaß.“

 

Schulleiterin Ute Jung ist froh, dass die Schule so viel in Sachen Infektionsschutz in die Tat umsetzen konnte. Sie erzählt von guten Rückmeldungen von Lehrkräften, die zur Risikogruppe zählen und sich im Schulbetrieb sicher fühlen.

 

Ihr Zwischenfazit zur Pandemie lautet im November 2020: „Unsere Schutzmaßnahmen sind das Optimum, was wir gerade leisten können. Das Hygieneteam ist dabei eine unheimlich gute Unterstützung.“

 

Das Hygieneteam

  • Beginn: Vor der Pandemie gab es an der Schule Hygienebeauftragte, die autark arbeiteten. Seit Frühjahr 2020 bilden sie gemeinsam mit der Schulleitung das Hygieneteam.
  • Kommunikation: Die fünf Mitglieder des Teams stimmen sich über Video oder per Chat ab. Dabei nutzen sie den Messengerdienst Signal.
  • Hygieneplan: Alle Neuerungen, die Schulleitung und Hygieneteam umsetzen, werden in den schulischen Hygieneplan übernommen und das Kollegium umgehend dazu informiert.

 

Die Schule

  • Die Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige ist eine von drei rheinland-pfälzischen Schulen mit dem Förderschwerpunkt Hören.
  • Seit 2015 ist sie überregionales Förder- und Beratungszentrum.
  • Zur Schule gehören ein Internat, eine integrative Kindertagesstätte und eine Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie.
  • Es gibt 176 Schülerinnen und Schüler und 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 83 Lehrkräfte.
  • Weitere Infos unter: www.lgs-neuwied.de

 

 

René de Ridder, Redakteur (Universum Verlag)

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