Foto: Katharina Hein

Wege zur digitalen Schule

  • Digitale Methoden fördern selbstständiges Lernen
  • Verstärkter Einsatz von Erklärvideos im Unterricht
  • Schulleiter: „Sind aktiv auf Entscheidungsträger zugegangen“

 

Lernen mit System

 

Bereits 2018 führte die berufliche Josef-Durler-Schule in Rastatt das Lernmanagementsystem „itslearning“ ein. Inzwischen läuft der Unterricht hier immer auch digital: Lehrkräfte bereiten Aufgaben mit Videos und Dokumenten auf und geben online Feedback, Schülerinnen und Schüler bearbeiten über das System ihre Hausaufgaben und beantworten themenbezogene Quiz-Fragen, Kollegium und Arbeitsgruppen tauschen sich im Chat aus. „Das Lernmanagementsystem ist sehr interaktiv“, sagt der stellvertretende Schulleiter Thomas Lambert.

 

Mit der Plattform möchte die Schule insbesondere die Selbstlernkompetenzen der Schülerschaft stärken. Denn mittlerweile gibt es an der Einrichtung zwar rund 1.000 digitale Endgeräte. „Doch ein Tablet zur Verfügung zu stellen, genügt nicht. Die Schülerinnen und Schüler müssen dieses auch selbstständig zum Lernen nutzen können“, sagt Thomas Lambert. Mit Coaching- Gesprächen unterstützt ein speziell ausgebildetes Team von 18 Lehrkräften die Schülerinnen und Schüler dabei, sich besser zu organisieren. Gibt es Probleme mit der Technik, hilft ein Multimediateam aus drei Lehrerinnen dem Kollegium. Mittlerweile sind an der Schule auch die Zweifler von den digitalen Möglichkeiten überzeugt. „Und als der erste Lockdown kam, waren wir gut vorbereitet“, sagt Thomas Lambert.

 

Die Josef-Durler-Schule in Rastatt (Baden-Württemberg) ist eine berufliche Schule mit etwa 1.200 Schülerinnen und Schülern und 80 Lehrkräften: http://jdsr.de/

 

Erklärungen per Video

 

„Wir wollen Lernen mobil werden lassen“, erzählt Micha Pallesche, Rektor der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe. Seit etwa sechs Jahren nutzt die Schule dafür digitale Medien wie Tablets und ein Lernmanagementsystem. Die Geräte wurden über den Schulträger oder im Rahmen des Digitalpakts, aber auch über Preisgelder oder Stiftungen finanziert. Das WLAN ist auf dem gesamten Schulgelände verfügbar. „Die Schülerinnen und Schüler können bei uns überall und jederzeit lernen“, sagt Micha Pallesche.

Schon vor der Pandemie war ein Drittel der Unterrichtszeit für das eigenständige Erarbeiten von Inhalten reserviert. Die Schülerinnen und Schüler drehen dabei insbesondere regelmäßig kurze Erklärvideos zu einem Thema, zum Beispiel mit ihren Tablets. „Dadurch lernen sie, relevante Inhalte zu finden, zu filtern und kreativ aufzuarbeiten“, sagt Micha Pallesche. Mit den Videos bereitet sich die Klasse vor einer Unterrichtsstunde auf ein Thema vor – und kann anschließend gemeinsam tiefer in die Inhalte einsteigen.

Für ihr Konzept zur Medienbildung wurde die Schule mehrfach ausgezeichnet. Auf dem Schulgelände gibt es zudem ein Filmstudio und eine Roboter-Werkstatt. Micha Pallesche betont: „Veränderungen brauchen Zeit und Mut. Fehler gehören dazu.“ Dann heiße es, im Team Lösungen zu finden. „Jede Krise kann eine Chance sein. Diese Haltung ist auch bei der Digitalisierung wichtig.“

An der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe (Baden-Württemberg) unterrichten 38 Lehrkräfte 320 Schülerinnen und Schüler: http://www.ers-karlsruhe.de/

Hilfe vom Schulträger

 

Als im März 2020 die Schulen in den Lockdown gingen, hatte das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bergisch Gladbach die Lösung für den digitalen Unterricht schon in der Schublade. „Es war geplant, dass wir ab dem Jahr 2021 ,Microsoft 365‚ als Lernmanagementsystem nutzen“, erzählt Schulleiter Sven Hees. Kurz entschlossen richtete das Kollegium dann im ersten Lockdown Zugänge zu dem System für alle Schülerinnen und Schüler ein und führte intern Schulungen durch.

Den reibungslosen Übergang verdankt das Gymnasium einer guten Kooperation mit der Stadt als Träger. Seit 2018 hatte diese einen Medienentwicklungsplan aufgestellt und dafür die Schulen nach ihren Bedürfnissen im Hinblick auf die Digitalisierung gefragt. „Die Entscheidung, ‚Microsoft 365‚ -Lizenzen zu kaufen, war bei der Stadt zu Beginn der Pandemie schon gefallen. Die Verantwortlichen haben das Vorhaben dann schnell und flexibel umgesetzt“, sagt Sven Hees. Der Schulleiter hat gute Kontakte zu Ansprechpartnern für Digitalisierung und Finanzen in Behörde und Politik geknüpft. Der kurze Draht half unter anderem dabei, die Schule mit WLAN und Beamern auszustatten und die Geschwindigkeit des verfügbaren Breitbandnetzes zu erhöhen. „Ich rate, aktiv auf die Entscheidungsträger zuzugehen und ihnen zu vermitteln, warum eine Investition einen Mehrwert für die Schule bringt“, sagt Sven Hees. „Und dann hartnäckig zu bleiben.“

Am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) lernen 750 Schülerinnen und Schüler. Sie werden von 75 Lehrkräften unterrichtet: https://www.ncg-online.de/

 

 

Autorin: Nele Langosch ist Journalistin und Diplom-Psychologin.

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