Illustration von gemeinsam rund um einen Tisch sitzenden Lehrkräften.

Illustration: Getty Images, undrey

Die Wiederholung macht’s

  • Kommunikationsrituale entlasten den Schulalltag
  • Der feste Austausch kann Konflikte reduzieren
  • Miteinander im Schulkolegium wird gestärkt

 

Kommunikationsrituale können den Informationsaustausch erleichtern und zu einer guten Arbeitsatmosphäre an Schulen beitragen. Zwei Beispiele zeigen, wie sie den Einzelnen entlasten und das Team stärken.

 

Zusammen setzen zwei Lehrkräfte einen Elternbrief am Computer auf, hinter ihnen versucht sich eine Lehrerin am doppelseitigen Kopieren. In der Mitte des Raumes sitzen mehrere Lehrkräfte, tauschen sich aus, korrigieren oder schreiben selbst. In der Grundschule Iffezheim können Lehrkräfte ihre Vorbereitungen für den Unterricht auch zusammen erledigen. Dafür gibt es hier einen eigens eingerichteten Raum.

 

„Wie kann ich denn Etiketten drucken?“, fragt Clara Scherhag. Sie ist Referendarin an der Grundschule Iffezheim und hat die Möglichkeit zur gemeinsamen Unterrichtsvorbereitung schnell zu schätzen gelernt. Probleme können hier direkt besprochen werden und Pläne für parallel gestaltete Unterrichtsentwürfe und Klassenarbeiten lassen sich viel leichter umsetzen. Die gemeinsame Vorbereitung ist ein Beispiel dafür, wie fest etablierte Rituale den Austausch im Schulalltag in positiver Weise organisieren können.

 

Als Clara Scherhag nach dem Studium ins Berufsleben startete, war ihr vieles im Schulalltag unbekannt. Schnell stellte sie jedoch fest: An ihrer Grundschule begleiten zahlreiche wiederkehrende Gepflogenheiten die Arbeit der Lehrkräfte.

 

Eine Gepflogenheit ist das montägliche Treffen, bei dem Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler im Pavillon auf dem Schulhof zusammenkommen, um Angelegenheiten zu besprechen und Regeln verbindlich für alle zu formulieren. Zum Beispiel das Thema Mützendiebstahl: Immer wieder kam es vor, dass Kinder sich die Mützen versteckten. Am Montag hat dann die ganze Schulgemeinschaft die Frage besprochen, wie mit den Dingen anderer umgegangen werden soll. Zusammen wurde die Regel vereinbart: „Wir nehmen uns gegenseitig nichts weg.“

 

Ebenfalls ritualisiert ist die gemeinsame Runde der Lehrkräfte an jedem Freitag. Dabei schauen sie gemeinsam auf die vergangene Woche zurück. Regelmäßige Treffen wie diese erleichtern den Informationsaustausch an der Grundschule. So kann manch gehetztes Flurgespräch zwischen Tür und Angel durch geregelte Kommunikation ersetzt werden.

Konflikte offen aussprechen

 

Fest gesetzt sind an der Schule auch die regelmäßigen Präsentationen pädagogisch interessanter Themen. So verteilt die Rektorin abonnierte Zeitschriften an die Lehrkräfte, die dann bei der monatlichen Dienstbesprechung einzelne Beiträge dem Kollegium vorstellen. Das bringt neue Ideen und regt zu gemeinsamen Diskussionen an: Neulich sorgte ein Artikel zur gendersensiblen Sprache für eine lebhafte Debatte. Der feste Austausch im Kollegium ist wichtig. Er verhindert, dass Konflikte im Unausgesprochenen schwelen und das schulische Klima belasten.

 

Auf die Kraft wiederkehrender Kommunikationsabläufe setzt auch das Geroldsecker Bildungszentrum Seelbach. Der Schule im Schwarzwald ist ein Grund-, Werkreal- und Realschulzweig angegliedert. Die interne Kommunikation läuft dort seit diesem Jahr in sogenannten Stufenteams. Die Lehrkräfte haben sich den sechs verschiedenen Teams selbst zugeteilt, je nachdem, in welcher Schulstufe sie hauptsächlich unterrichten oder für welche Klasse sie verantwortlich sind. So vertreten das kleinste Stufenteam sechs Lehrkräfte, das größte 18. Alle vier Wochen treffen sich diese Teams zum gemeinsamen Austausch.

Freiräume für Ideen und Problemlösungen

 

In diesen Strukturen können Lehrkräfte ihre Ideen langfristig entwickeln. Es geht um mehr als bei projektbezogenen Treffen, wie etwa den nächsten Schulbasar zu klären. Beispiel: Das Stufenteam 1 plant die Kooperation mit einer neuen Partnerschule im Elsass – ein Projekt, das einer jahrelangen Organisation bedarf. Das Forum des Stufenteams schafft Lehrkräften die Möglichkeit, auch über lange Zeit an einem Projekt wie der Schulpartnerschaft zu arbeiten.

„Weg vom Einzelkämpfertum, hin zur Teamerfahrung“

 

Auf den Weg gebracht wurde das Modell der Stufenteams von Rektor Daniel Janka. Die Intention ist auch hier: Im Schulalltag werden die Lehrkräfte nicht mit der Aufgabe allein gelassen, sich Freiräume für die Besprechung von Problemen und Entwicklung von Ideen zu schaffen.

 

Stattdessen zielen Kommunikationsrituale auf ein fest etabliertes und daher gestärktes Miteinander im Kollegium ab. Rektor Janka: „Wir müssen weg vom Einzelkämpfertum und hin zur Teamerfahrung.“ Das entlastet alle – Schulleitung und Lehrkräfte.

Die Schulen

 

Anna Nöhren, Redakteurin (Universum Verlag)

redaktion.pp(at)universum.de

 

 

 

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